24h Le Mans: Ferrari besiegt Toyota nach epischer Regenschlacht, Desaster für BMW (2024)

Die 24 Stunden von Le Mans 2024 gehen an Ferrari. Die Italiener verteidigen ihren Vorjahres-Sieg nach einem dramatischen Duell gegen Toyota. Im Gegensatz zu 2023, als die #51 den Sieg davontrug, war es in diesem Jahr der Wagen mit der Nummer 50, und mit den Fahrern Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen, der sich in Le Mans in die Siegerliste einträgt.

Der Ferrari 499P überquerte die Ziellinie vor über 300.000 Zuschauern nach 311 Runden (4237,7 Kilometer) mit 14,221 Sekunden Vorsprung auf den #7-Toyota von Jose Maria Lopez, Kamui Kobayashi und Nyck de Vries. Für Ferrari ist es der elfte Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans und nach dem Comeback-Triumph im Vorjahr der zweite Erfolg in Serie. Ferrari bleibt damit nach Porsche (19 Siege) und Audi (13 Siege) der dritterfolgreichste Hersteller in der Geschichte der 24 Stunden von Le Mans.

Tür-Drama gefährdet Le-Mans-Triumph: Ferrari zittert Sieg über die Linie

Im verregneten Frankreich war das Rennen praktisch erst mit dem Überfahren der Ziellinie entschieden. Nicklas Nielsen musste aufgrund einer offenen Tür, die sich nicht schließen ließ, 90 Minuten vor Ende einen ungeplanten Boxenstopp einlegen und war deshalb gezwungen Sprit zu sparen, um einen zusätzlichen Stopp zu vermeiden.

Dem Sieg ging auch ein dramatischer Kampf zwischen dem Toyota-Duo und den beiden Werks-Ferraris voraus, das zwischenzeitlich auch auf der Strecke eskalierte. Zwei Stunden vor Schluss duellierten sich der #51-Ferrari und der #8-Toyota um Platz 2 hinter dem Siegerauto. Bei einem Überholversuch von Alessandro Pier Guidi wurde der Toyota aber getroffen und drehte sich.

Erst dieser Zwischenfall öffnete dem #7-Toyota die Chance auf den Sieg und brachte ihm letztendlich den zweiten Platz ein. Dass es mit dem Sieg nichts wurde, lag auch daran, dass Lopez auf den letzten Runden eine Reihe an Fahrfehlern - darunter ein Dreher - einstreute. Der #8-Toyota (Buemi/Hartley/Hirakawa) erreichte das Ziel nur als Fünfter, während der #51-Ferrari (Pier Guidi/Giovinazzi/Calado) trotz dieses Zwischenfalls Platz 3 holte.

Le Mans 24h: Viel Action trotz vierstündiger Safety-Car-Phase

Das Rennen wurde auch abgesehen vom letztendlichen Sieg-Duell zwischen Toyota und Ferrari von den erwarteten harten Zweikämpfen über beinahe die gesamte Distanz geprägt. Neben den beiden Hypercars hatten auch Porsche und Cadillac zwischenzeitlich Siegchancen.

Außerdem kam es im Laufe des Rennens zu zahlreichen kurzen aber meist intensiven Regenschauern. Starke und anhaltende Regenfälle in der Nacht führten aber dazu, dass das Safety Car über vier Stunden am Stück auf der Strecke war und in diesem Zeitraum sogar selbst einen Nachtank-Stopp einlegen musste. Insgesamt war das Neutralisations-Fahrzeug bei drei verschiedenen SC-Phasen für 6:54 Stunden auf dem Kurs. Außerdem gab es insgesamt 15 Minuten Full-Course-Yellow-Bedingungen.

Porsche verpasst Le-Mans-Podium knapp

Porsche war lange im Kampf um die vorderen Positionen dabei. Doch am Sonntag-Vormittag mussten die 963er etwas abreißen lassen und die im Vorfeld häufig als Favorit gehandelte Sportwagen-Marke konnte nicht mehr in den Kampf zwischen Ferrari und Toyota eingreifen. Vor allem die beiden Vollzeit-Werksautos aus der WEC gingen aber über den Großteil der Distanz und ohne große Zwischenfälle das Tempo von Toyota und Ferrari mit.

Im Ziel landete der #6-Porsche (Estre/Lotterer/Vanthoor) auf der vierten Position. Das Penske-Schwesterauto #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki) überquerte die Linie als Sechster. Der Jota-Porsche #12 (Stevens/Nato/Ilott), der nach einem Unfall am Mittwoch von den Mechanikern für das Rennen komplett neu aufgebaut werden musste, beendete das Rennen auf Rang 8. Der zweite Jota-Porsche #38 (Rasmussen/Hanson/Button) beendete die 24 Stunden von Le Mans eine Position dahinter.

Genauso wie Porsche hielt sich auch Cadillac lange im Kampf um die vorderen Plätze. Der als Vollzeit-Starter in der WEC aktive #2-Wagen (Bamber/Lynn/Palou) musste erst auf den letzten Stunden Federn lassen und beendete das Rennen auf dem siebten Platz. Der Cadillac V-Series.R #3 (Bourdais/van der Zande/Dixon), der eigentlich ansonsten in der IMSA an den Start geht, fiel nach einem Defekt am Sonntagvormittag aus.

Lamborghini und Peugeot ohne Siegchance

Lamborghini und Peugeot erreichten zwar jeweils mit beiden Autos das Ziel. Beide spielten aber, wie schon vor dem Rennen zu erwarten war, im Kampf um die vorderen Positionen zu keinem Zeitpunkt eine Rolle und waren schnell überrundet. Der #63-Lamborghini (Bortolotti/Kvyat/Mortara) staubte aufgrund von Problemen der Konkurrenz noch mit zwei Runden Rückstand einen Top-10-Platz ab.

Dahinter überquerte mit der #94 der erste Peugeot die Linie (Vandoorne/di Resta/Duval). Der #19-Lamborghini (Grosjean/Caldarelli/Cairoli) landete auf P12. Der zweite Peugeot #93 (Vergne/Jensen/Müller) kam nach mehreren Zwischenfällen im Rennverlauf auf der 13. Position ins Ziel.

Bemerkenswert war der Auftritt von Isotta-Fraschini. Für das kaum konkurrenzfähige Hypercar, das vom Duqueine-Team eingesetzt wird, ist die Zielankunft bereits als Erfolg zu verbuchen. Der Wagen mit der Nummer 11 (Benett/Vernay/Serravalle) beendete das Rennen mit neun Runden Rückstand auf Platz 14.

Kunden-Ferrari mit Technik-Pech: Defekt stoppt AF Corse

Zu den größten Pechvögeln des 24h-Rennens zählten die Fahrer des Kunden-Ferraris von AF-Corse #83 (Kubica/Shwartzman/Ye). Sie mischten lange im Kampf um den Sieg mit und führten das Rennen lange sogar an. Vier Stunden vor dem Ende des Rennens stieg jedoch aufgrund eines Hybrid-Problems bei einem Boxenstopp Rauch von dem 499P hoch. Der Wagen wurde zurück an die Garage geschoben und konnte nicht mehr auf die Strecke zurückkehren.

24h Le Mans: Ferrari besiegt Toyota nach epischer Regenschlacht, Desaster für BMW (1)

Knifflige Bedingungen am Sonntag sorgten dafür, dass die Indianapolis-Kurve für zahlreiche Ausrutscher sorgte. Auch in der Hypercar-Klasse wurden zwei Fahrer davon erwischt: Der #311-Whelen-Cadillac (Derani/Aitken/Drugovich), sowie der #4-Penske-Porsche (Jaminet/Nasr/Tandy) flogen in diesem Streckenabschnitt am Vormittag raus und fielen aufgrund der dabei erlittenen Schäden aus, beziehungsweise weit zurück.

Desaster für BMW und Alpine mit Mick Schumacher: Alle Hypercars früh raus

Für BMW und Alpine wurde das 24-Stunden-Rennen in Le Mans zu einem Desaster: Die beiden Alpines schieden bereits am Samstagabend aufgrund von Motorschäden aus. Zuerst erwischte es den #35-Alpine (Chatin/Habsburg/Milesi), eine Stunde später musste auch der Wagen von Mick Schumacher abstellen (Teamkolegen: Lapierre/Vaxiviere).

BMW wurde beim Comeback in der Le-Mans-Topklasse aufgrund von einer Serie an Unfällen aus dem Rennen genommen. Das #15-Auto (D. Vanthoor/Marciello/Wittmann) legte zunächst einen Dreher und einen leichten Einschlag in die Wand hin. Anschließend wurde der Wagen mit Dries Vanthoor am Steuer bei einem fehlgeschlagenen Überrundungsversuch durch den #83-AF-Corse-Ferrari getroffen und kollidierte schwer mit der Streckenbarriere.

Der zweite BMW M Hybrid V8 flog in den Händen von Robin Frijns auch schon in der Frühphase des Rennens in der vorletzten Schikane ab und schlug in der Streckenbegrenzung an. Aufgrund von Folgeschäden verbrachte auch dieses Auto den Großteil des Rennens in der Garage und kam erst ganz zum Schluss noch einmal zurück auf die Strecke.

Mit diversen technischen Problemen war auch der #99 Proton-Porsche (Jani/Tincknell/Andlauer) früh aus dem Kampf um zählbare Positionen. In Summe sahen 47 der 62 gestarteten Autos die Ziellinie. In der Hypercar-Klasse erreichten von 23 Startern 17 das Ziel, darunter aber auch der #20-BMW (S. van der Linde/Frijns/Rast) im Art-Car-Design, der nur 96 Runden absolviert hatte und deshalb nicht in die Wertung kommt.

24h Le Mans 2024: Das Ergebnis

Hypercar (Top-10)

Pos .TeamRückstand
1#50 Ferrari (Fuoco/Molina/Nielsen)311 Runden
2#7 Toyota (Lopez/Kobayashi/De Vries)+14,2
3#51 Ferrari (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi)+36,7
4#6 Porsche-Penske (Estre/Lotterer/L. Vanthoor)+37,9
5#8 Toyota (Buemi/Hartley/Hirakawa)+1:02,8
6#5 Porsche-Penske (Campbell/Christensen/Makowiecki)+1:45,7
7#2 Cadillac (Bamber/Lynn/Palou)+2:34,5
8#12 JOTA-Porsche (Stevens/Nato/Ilott)+3:02,7
9#38 JOTA-Porsche (Rasmussen/Hanson/Button)+3:36,8
10#63 Lamborghini (Bortolotti/Kvyat/Mortara)+ 2 Runden

LMGT3-Klasse: Manthey-Porsche feiert vierten Le-Mans-Sieg

Beim ersten Le-Mans-Auftritt der neuen LMGT3-Klasse setzte sich nach 281 Runden der #91 Manthey-Porsche 911 GT3 R (Shahin, Schuring, Lietz) durch. Schlussfahrer Richard Lietz ließ den Rennstall aus Meuspath jubeln und feierte bei seinem bereits 18. Le-Mans-Start den fünften Klassensieg nach 2007, 2010, 2013 und 2022.

Der Manthey-Neunelfer führte die Klasse ab dem Morgen an und hielt sich durchweg an der Spitze. Einen Fehler hätte sich das Trio um Yasser Shahin, Morris Schuring und Lietz auch nicht leisten dürfen: Der Zweitplatzierte #31 BMW M4 GT3 von WRT (Leung, Gelael, Farfus) hatte beim Zieleinlauf nur 50 Sekunden Rückstand!

24h Le Mans: Ferrari besiegt Toyota nach epischer Regenschlacht, Desaster für BMW (2)

Für Manthey war es beim zehnten Start in Le Mans (früher in der GTE-Klasse) der vierte Klassensieg nach 2013, 2018 und zuletzt 2022. Das von Olaf Manthey gegründete und nun von den Raeder-Brüdern geführte Team sammelte seine insgesamt zehnte Podestplatzierung beim Langstrecken-Klassiker.

Der #91 Porsche und der #31 BMW mit Schlussfahrer Augusto Farfus fuhren am Sonntag in ihrer eigenen Liga. Der Drittplatzierte #88 Ford Mustang (Roda, Pedersen, Olsen) des deutschen Teams Proton Competition hatte eine Runde Rückstand. Dennoch eine starke Teamleistung der Proton-Mannschaft: Den vierten Platz belegte der #44 Mustang (Ried, Tuck, Mies), auf dem unter anderem Christopher Mies seine Le-Mans-Premiere gab. P5 ging an das einzige Damen-Trio im Starterfeld, den #85 Iron-Dames-Lamborghini um Sarah Bovy, Rahel Frey und Michelle Gatting.

Valentino Rossis BMW in Le Mans vorzeitig ausgefallen

Für den Schwester-BMW mit der #46 (Martin, Rossi, Al-Harthy), auf dem Motorsport-Weltstar Valentino Rossi sein Le-Mans-Debüt gab, war das Rennen vorzeitig beendet. Bronze-Fahrer Ahmad Al-Harthy verunfallte um 00:46 Uhr in der Nacht auf Sonntag an sechster Stelle liegend.

24h Le Mans: Ferrari besiegt Toyota nach epischer Regenschlacht, Desaster für BMW (3)

Der Omani verlor unter dem Dunlop-Bogen die Kontrolle über den BMW M4 GT3 und schlug in die Leitplanken ein. WRT meldete das Auto im Anschluss ab. Rossi blickt immerhin auf eine starke Premiere beim 24-Stunden-Rennen zurück, zwischenzeitlich führte der Italiener die Klasse sogar an.

24h Le Mans - Ergebnis, LMGT3

Pos .TeamRückstand
1#91 Manthey-Porsche (Shahin/Schuring/Lietz)281
2#31 WRT-BMW (Leung/Gelael/Farfus)+ 1 Runde
3#88 Proton Competition-Ford Mustang (Roda/Pedersen/Olsen)+ 1 Runde

Zweiter Manthey-Porsche im Pech

Der zweite Manthey-Porsche mit der Startnummer #92 (Malykhin, Sturm, Bachler) fuhr am Samstag lange Zeit in der Spitzengruppe, bis das Trio am Samstagmorgen kurz nach dem Ende der Safety-Car-Phase schlechte Nachrichten erreichten: Der Neunelfer musste offenbar mit Getriebeproblemen in die Garage geschoben werden.

Die Arbeiten kosteten den #92 Porsche mehr als fünf Runden Zeit, später kassierte das Team auch noch eine Durchfahrtstrafe wegen eines Flaggenvergehens. Beim Zieleinlauf belegte der 911er um den österreichischen Porsche-Werksfahrer Klaus Bachler den 14. Platz mit 7 Runden Rückstand auf den siegreichen Schwester-Neunelfer.

In der Klasse mit 23 GT3-Autos, die erstmals in Le Mans als Nachfolger der GTE-Boliden antraten, sahen sechs Autos nicht die Zielflagge. Dazu zählten unter anderem die beiden McLaren 720 S GT3 von United Autosports und der #54 Ferrari von AF Corse.

LMP2-Klasse: United Autosports siegt mit 18 Sekunden Vorsprung

Die LMP2-Kategorie ist dieses Jahr nicht mehr bei der WEC dabei, durfte in Le Mans aber für ein einmaliges Gastspiel zurückkehren. Als Sieger aus dem Feld der 16 kleineren Prototypen ging die #22 von United Autosports (Jarvis, Garg, Siegel) hervor.

Die LMP2-Klasse mit ihren baugleichen Motoren war in Le Mans traditionell hart umkämpft und sorgte während Toyotas Dominanz-Jahren für die eigentliche Show - so auch diesmal: Hinter den Siegern von United Autosports überquerte der #34 Inter Europol (Smiechowski, Lomko, Novalak) mit nur 18 Sekunden Rückstand die Ziellinie als Zweiter. Die #28 von IDEC Sport (Lafargue, Van Uitert, De Gerus) komplettierte das Podest als Dritter.

24h Le Mans, Ergebnis LMP2 (Top-3)

Pos .TeamRückstand
1#22 United Autosports (Jarvis/Garg/Siegel)297 Runden
2#34 Inter Europol (Smiechowski/Lomko/Novalak)+18,7
3#28 IDEC Sport (Lafargue/Van Uitert/De Gérus)+33,2
24h Le Mans: Ferrari besiegt Toyota nach epischer Regenschlacht, Desaster für BMW (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Ms. Lucile Johns

Last Updated:

Views: 5711

Rating: 4 / 5 (41 voted)

Reviews: 80% of readers found this page helpful

Author information

Name: Ms. Lucile Johns

Birthday: 1999-11-16

Address: Suite 237 56046 Walsh Coves, West Enid, VT 46557

Phone: +59115435987187

Job: Education Supervisor

Hobby: Genealogy, Stone skipping, Skydiving, Nordic skating, Couponing, Coloring, Gardening

Introduction: My name is Ms. Lucile Johns, I am a successful, friendly, friendly, homely, adventurous, handsome, delightful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.